Azyklisch, wie schön!

Auf's Niederl

Nach einer Tour auf's Zuckerhütl wartet die nächste Gruppe auf der Nürnberger Hütte. Der Zustieg über das Niederl ist im Vergleich zu jenem durch das Lange Tal zwar etwas länger, jedoch im Abendlicht besonders schön. Eine Wanderung im Hochstubai mit ganz spezieller Stimmung.

27. September 2023

Beim Abstieg vom Zuckerhütl über den Sulzenauferner kam der Gedanke: "Warum nicht über das Niederl zur Nürnberger Hütte?"

Es ist so: In der Sommersaison sind die Tourenkalender bei Bergführer:innen meist voll. Manchmal sogar so voll, dass es erforderlich wird, nach einer Tour gleich zur nächsten zu gelangen, d.h. noch am selben Tag auf eine Hütte aufzusteigen. In diesem Fall warten zwei Brüder aus Vorarlberg auf der Nürnberger Hütte. Sie sind auf der Strecke von Gschnitz zum Stubaier Gletscher und nützen dabei die Gelegenheit für Gipfelbesteigungen. Am Habicht waren sie schon, und ohne die Bremerhütte als Übernachtungspunkt zu nützen (sie bekamen dort leider keinen Platz), erreichen sie am selben Abend wie ich die Nürnberger Hütte. Fragt sich, wer an diesem Tag mehr geleistet hat?

Treffpunkt Nürnberger Hütte. Von hier beginnt am kommenden Tag der Aufstieg zum Wilden Freiger und der Übergang zum Becherhaus.

Nun, ich packe nach einem Essen auf der Tschangelairalm meinen Rucksack und steige zur Sulzenauhütte auf. Sie ist schnell erreichbar und gerade als ich ankomme, ist Essenszeit und es wuselt im Gastraum. Nach einem Getränk auf der leeren Terrasse geht's weiter zum Grünausee.

Beim Verlassen der Sulzenauhütte.
Blick zum Basslerjoch und zur Kerrachspitze. Auch der schöne "Ring" liegt dort.
Es ist niemand mehr unterwegs.
Gut erkennbar, die kleine Endmoräne, knapp oberhalb der Sulzenauhütte.
Über diesen Weg geht's zum Grünausee. Er ist Teil des Stubaier Höhenwegs.
Etwas höher noch, dann bin ich wieder in der Sonne. Der große, breite Berg ist der Große Trögler - ein toller Aussichtspunkt.
Zu meiner rechten Seite, der Wilde Freiger, einer der Stubai7Summits.
Blick zurück, kurz vor Erreichen des Grünausees. Man sieht zu den Alpeiner Bergen.
Noch sieht man ihn, den Grünauferner. Rechts von ihm gibt's eine schöne Hochtour - den Leo-Schöpf-Steig.

Der See selbst ist am Morgen bestimmt reizvoller. Im Schatten des Wilden Freiger steige ich weiter auf, bis irgandwann die Sonne im Genick kitzelt. Ab hier gibt's noch einmal Sonnenschein - und zwar einen ganz besonderen.

Hochsommer in den Bergen. Da kann's passieren, dass die Sonne öfter aufgeht.
"Mmmh, tut das gut. Wo war ich heute schon? Am Gletscher?"
Hier sieht man das gesamte Setting um den Grünausee.
Diese Etappe des Stubaier Höhenwegs (zwischen Sulzenau- und Nürnberger Hütte) ist verhältnismäßig kurz. Sie ist dennoch äußerst lohnend und man sollte sich Zeit für sie nehmen.
Wie in einem geomorphologischen Lehrbuch.
Unterhalb des Niederl liegen einige kleine Seen.
An einem von ihnen sitzend.
Lübecker Scharte und Aperer Freiger.
Hier sieht man zum Wilden Pfaff und zum Zuckerhütl. Da werden wir übermorgen sein.
...
Den Sonnenuntergang beobachtend. Es ist windstill und angenehm warm.
Mit diesem Blick zu den Feuersteinen geht's auf die Schattenseite und zum vereinbarten Treffpunkt.

Dieser Blogpost zeigt den Abschnitt des Stubaier Höhenwegs von der Sulzenauhütte zur Nürnberger Hütte. Man kann den Höhenweg in beide Richtungen gehen und auch Varianten einbauen. Ziemlich oft in einem Sommer treffen wir Kund:innen auf Hütten. Sie gelangen selbst dorthin und wollen ein, zwei Tage weg vom Höhenweg und darüber hinaus, in die Dreitausendergefilde, mit Steigeisen und Gurt. Die Nürnberger Hütte, ebenso die Sulzenau- und Dresdner Hütte sowie auch die Regensburger- und Franz-Senn-Hütte eignen sich wunderbar dazu.

Für uns als Bergführer:innen ist es schön, so individuell und abwechslungsreich mit den Wünschen und Bedürfnissen von Kund:innen umzugehen. Manchmal erlebt man Momente, die man selbst nicht planen würde. Das eben war so einer.

Bild Verfasser

Verfasst von

Matthias Knaus

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