20. Juni 2023
Der Juni beschert uns in diesem Jahr einige sehr heiße Tage. Nichts besser, als in den immerkühlen Nord- und Westwänden der Kalkkögel herumzusteigen. Ein besonders schöner Teil dieser Wände ist die Westwand des Steingrubenkogels. Durch sie führen mehrere Routen in mittleren Schwierigkeitsgraden, der Gebhardtweg verlangt den vierten Grad - wobei man fairer Weise sagen muss, dass Klettern in den Kalkkögel schon speziell ist und man die Schwierigkeiten im Vorstieg souverän beherrschen sollte, um nicht an persönliche, moralische Grenzen zu stoßen.
Schauen wir uns die Route genauer an:
Über eine Forststraße erreicht man die bewirtschaftete und mit landwirtschaftlichem Nutzvieh bestoßene Kemater Alm. Die Fahrt entlang des munter gurgelnden Bachs ins Senderstal ist spannend und schön, denn je höher man gelangt, umso mehr lugen kühne Felstürme und -wände hervor. Von der Kemater Alm führt ein Hüttenweg weiter zur Adolf-Pichler-Hütte. Bezi und Chicco benützen E-Mountainbikes uns genießen den Frühling am Fuß der schroffen Kalkberge.
Der Zustieg von der "Pichlerhütte" zum Wandfuß ist kurz. Erst dem Weg zur Alpenklubscharte bis zum Hochtennbodensteig folgen, auf diesem dann bis direkt unter die Wand.
Der 1915 erstbegangene Gebhardtweg weist eine lupenreine Linienführung auf. Wie nahezu jede Tour aus dieser Zeit, haben die Erstbegeher primär "logische" Linien gesucht, die absicherbar erschienen und dem Kletterniveau der Zeit entsprachen. Man wundert sich manchmal als Wiederholer, mit wieviel Geschick und Können damals agiert wurde - sei's beim Finden der Durchstiegsmöglichkeit oder beim Schlagen der Haken.
Vom Gipfel steigt man über einen schönen Klettersteig zur Alpenklubscharte ab. Auch dieser entspricht den "Kögel" und verlangt Trittsicherheit und sicheres Gehen auch abseits der Stahlseile.
Nach erfolgreicher Klettertour darf man sich auf der Adolf-Pichler-Hütte in das exklusive Tourenbuch der Kletter:innen eintragen, ein Buch das äußerst spannend zum Durchblättern ist, vor allem dann, wenn man die ein oder andere der dort aufscheinenden Personen kennt. An diesem herrlichen Sonntag waren Bezi und Chicco die einzigen Kletterer im gesamten Massiv, was die Besonderheit des Kletterns hier klar deutlich macht.
Wir schließen mit Bezi's Fazit: "Eine herrliche Kögltour, bei der aufgrund der Bohrhaken fast schon Plaisirfeeling aufkommt. Die Felsqualität ist dank ausgezeichneter Routenführung gut, und überhaupt sollte man gleich mehrere Klettertage auf der Adolf-Pichler-Hütte verbringen und dort genießen."
Bilder: Bezi Freinademetz & Christian Lüth
Textbeiträge und Zitate: Bezi Freinademetz & Christian Lüth
Falls Sie Lust bekommen haben, die stillen Routen der Kalkkögel zu klettern, kontaktieren Sie uns. Die Kalkkögel sind für uns Heimat, und wir sind jedesmal selbst begeistert, sie im Rahmen einer Klettertour zu erleben.
Literatur:
Andreas Orgler
"Klettern in den Stubaier Alpen und im Valsertalkessel, Fels & Eis"
Panico 1992
ISBN 3-926807-21-0
Stubaier Bergführer GesbR