Innovative Energiegewinnung auf über 3.000 Meter Seehöhe.

Grüne Energie für die Müllerhütte

Die Müllerhütte befindet sich am Stubaier Hauptkamm, auf 3.145 m Seehöhe. Für jeweils drei Monate im Sommer wird sie bewirtschaftet, was in Anbetracht der extremen Lage sowohl für das Hüttenteam eine große Herausforderung ergibt, aber auch in puncto Energieversorgung fortschrittliches Denken verlangt. Die neu installierte Wasserstoffspeicheranlage der Firma GKN Hydrohen aus Südtirol versorgt die Müllerhütte zukünftig mit nachhaltig gewonnener Energie aus Wind, Wasser und Sonne.

27. August 2023

Innovative Technologien verlangen nach Entwicklung und Tests in außergewöhnlichen Situationen. Für das südtiroler Unternehmen GKN Hydrogen ist die Müllerhütte in den Stubaier Alpen ein hervorragendes Testfeld, um den Proof of Concept einer ihrer bislang größten entwickelten Wasserstoffspeicheranlage in einer neuen Höhenstufe zu erbringen. Nach Installation und Vorarbeiten im Vorjahr wurde die Anlage heuer in Betrieb genommen und einem ausgewählten Personenkreis unlängst vorgestellt.

Die Wirtsleute der Müllerhütte, Heidi von Wettstein und Thomas Peer, benötigen für die Bewirtschaftung zuverlässige Energie. Ein lange genützter Windrotor, der seinen Dienst bereits vor einiger Zeit quittierte und ein altes Dieselaggregat sollen schon bald der Vergangenheit angehören, womit ein entscheidender Schritt zum besseren Gleichgewicht des menschlichen Wirkens im hochalpinen Raum gemacht wird.

Doch beginnen wir etwas tiefergelegen:

Unweit der Timmelsalm, an der kurvenreichen Straße hinauf zum Timmelsjoch, beginnt der Aufstieg zum Großen Timmler Schwarzsee, einem der für uns schönsten Gebirgsseen weit und breit. An seinem Ufer entlang zieht der Pfad Richtung Schwarzwandscharte, dem Übergang auf das Eis des Übeltalferners.

Aufstieg von der Timmelsalm zum Großen Timmler Schwarzsee.
Großer Timmler Schwarzsee. Von hier geht's über einen markierten Weg zur Schwarzwandscharte.

Die Überquerung des Gletschers ist aktuell gut möglich. Es herrscht freie Sicht und mit Steigeisen an den Füßen ist jeder Tritt sicher.

An der Schwarzwandscharte mit Blick zum Wilden Freiger (3.418 m).
Die Überquerung des Übeltalferners in seinem obersten Becken. Der domnante Berg im Hintergrund ist der Botzer (3.251 m).

An der Müllerhütte erhält unsere Tour Exkursionscharakter. Technisch zuständige Mitarbeiter:innen der Fa. GKN Hydrogen erklären Näheres zum Pilotprojekt und geben Informationen über das System und seinen Wirkungsgrad. Der Betrieb der Anlage in einer derartig extremen Lage ist für alle Beteiligten eine spannende Sache mit viel Potenzial für Erfahrungs- und Wissensgewinn.

Wenige Meter unterhalb der Hütte befindet sich die neu errichtete Wasserstoffverbrennungsanlage zur Energiegewinnung.
Blick von der Müllerhütte zum Botzer.
Über diesen Teil des Gletschers erfolgt der Zugang zur Müllerhütte von der Schwarzwandscharte. Ganz unten im Bild, der Exkursionsstandort.

Am zweiten Tag der Tour ersteigen wir die Sonklarspitze (3.467 m), einen der Müllerhütte nahe gelegenen Dreitausender. Einfacher als man vermuten möchte gelangt man auf das breite Gipfelplateau des Berges, von dem aus eine Route nach Südwesten zur Siegerlandhütte führt. Die Überschreitung der Sonklarspitze ist eine absolut lohnende Hochtour, die nur empfohlen werden kann.

Am Gipfelplateau der Sonklarspitze. Im Hintergrund die Müllerhütte unterhalb des Wilden Freiger.
Das Eis des Übeltalferners fließt hinab ins Ridnaun.
Blick zum Wilden Pfaff (3.458 m). Der vom Gipfel rechts abfallende Grat stellt die Verbindung und einen Zugang zur Müllerhütte dar.
Wilder Freiger (Stubai7Summit, 3.418 m).
Im Abstieg von der Sonklarspitze zur Siegerlandhütte.

Von der Siegerlandhütte gelangt man über die Windachscharte zur Aufstiegsroute am Großen Timmler Schwarzsee. Der Kreis schließt sich hier. Was bleibt ist ein unbeschwerter Abstieg, im Zuge dessen wir noch viel über Nachhaltigkeit und zentrale Zukunftsfragen diskutieren. Mit dem Projekt auf der Müllerhütte werden mehrere, der 17, von der internationalen Staatengemeinschaft definierten, Ziele für nachhaltige Entwicklung behandelt. Es wird für Initiatoren und Verantwortliche derartiger Projekte entscheidend, über lebensfeindliche Zonen hinaus in großflächige Wirtschafts- und Siedlungsräume zu wirken und dort die Erfahrungen zu nützen, die in einem so sensiblen Versuchsfeld wie dem des Hochstubai, gemacht wurden.

Im Abstieg gelangt man ein weiteres Mal zum Großen Timmler Schwarzsee.

Nicht nur in puncto Energieversorgung ist die Müllerhütte interessant. Eine Reihe schöner Dreitausendergipfel umgibt diesen hochgelegenen Stützpunkt. Neben oft begangenen Routen, wie jene zu Wildem Pfaff/Zuckerhütl oder die zum Wilden Freiger, gibt es weniger oft besuchte Orte, wie beispielsweise den Botzer oder die Königshofspitze. Es tut gut, die Landschaft hier oben über mehrere Tage auf einen wirken zu lassen. Mit dem benachbarten Becherhaus ist sogar ein "Gletscherspaziergang" für Kaffe und Kuchen an einem Schlechtwetter- oder Pausetag möglich. Die insgesamt fünf unterschiedlichen Zugangswege ermöglichen großartige Rundtouren und animieren, bei der Zusammenstellung des Tourenplans kreativ zu sein.

Bild Verfasser

Verfasst von

Johannes Mair

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