Dreitägige Durchquerung am Stubaier Hauptkamm.

Hochstubai-Traverse

Per pedes und mit Öffis von Innsbruck über den Stubaier Hauptkamm, nach Südtirol und wieder retour. In drei Tagen bewegen wir uns klimafreundlich vom Tal bis hinauf auf über 3.000 Meter Seehöhe und wieder hinab. Die Hochstubai-Traverse ist ein neues Produkt im Angebot der Stubaier Bergführer und verspricht Bergerlebnis pur. Nicht nur Gletscher prägen das Bild, sondern auch Bergtourismus, hochgelegene Hütten, weite Bereiche des Gletschervorfelds und Bergseen. Es ist für einigermaßen trittsichere und konditionsstarke Wanderer:innen möglich, diesen einzigartigen Gebirgsraum in Begleitung Erfahrener zu erleben.

19. Juni 2023

Die Tour beginnt am Hauptbahnhof in Innsbruck. Mit der charmanten Stubaitalbahn (einer Tram) gelangt man im Schnuckeltempo durch die Telfer Wiesen ins Stubai. Ab Fulpmes nimmt man den Linienbus bis zur Talstation der Stubaier Gletscherbahn in Miutterberg.

Mit der Stubaitalbahn durch die malerischen Telfer Wiesen. Quelle: krone.at
Mit dem Linienbus der Innsbrucker Verkehrsbetriebe gelangt man von Fulpmes zur Mutterbergalm.

Mit der Gondelbahn erreicht man in drei Etappen das Schaufeljoch. Dort oben warten einige Stufen, die den Zustieg zur Plattform "Top of Tyrol" beschreiben. Auf dieser stehend blickt man weit - zu folgenden Wegabschnitten und bis weit darüber hinaus. Über den kleinen Gaiskarferner erreicht man einen Moränenrücken und einen schönen Wanderweg, der hinab zur Hildesheimer Hütte führt. Die Hütte ist zwar kein Nächtigungspunkt im Zuge dieser Tour, doch ein Kaffee mit Apfelstrudel geht allemal, es ist ja noch Vormittag :-)

Am höchsten Punkt des Stubaier Gletschers mit Blick zum Zuckerhütl. Bild: Hans Herbig.
Im Westen erkennt man die Ötztaler Wildspitze (ganz links) und weite Teile der Ötztaler Alpen. Bild: Hans Herbig.
Von der Station am Schaufeljoch (im Hintergrund) geht's über den Gaiskarferner Richtung Hildesheimer Hütte. Bild: Hans Herbig.
Was für ein Blick beim Abstieg. Das Eis ist griffig, die Steigeisen bleiben vorerst im Rucksack. Bild: Hans Herbig.
Unterhalb des Gletschers sieht das Gelände so aus. Links unten, die Hildesheimer Hütte, die man in etwa in 45 Minuten erreicht.
Bald steht er vor mir, der leckere Apfelstrudel (mit Sahne!). Bild: Hans Herbig.

Der weitere Weg von der Hildesheimer Hütte führt zum Gamsplatzl, einem Joch unweit des markanten Gaiskogels. Immer noch auf einem Weg, jedoch mit einigem Blockwerk und im Ab und Auf (genau so!), erreicht man diesen Ort. Gewisse Trittsicherheit ist erforderlich, doch es ist eine ideale Strecke um sich an das Hochstubai zu gewöhnen. Schmelzwasser, karges Gletschergeschiebe und mineralhaltiges Gestein prägen das Bild.

Am Weg von der Hildesheimer Hütte zum Gamsplatzl. Bild: Hans Herbig.
Die Strecke verläuft im Nahbereich des Pfaffenferners. Wir befinden uns bereits nahe dem Gamsplatzl. Bild: Hans Herbig.
Gamsplatzl mit dem pyramidenförmigen Gaiskogel. Bild: Hans Herbig.

Am Gamsplatzl angekommen blickt man begeistert zum nächsten Wegstück. Der türkisfarbene Triebenkarsee liegt an ihm, er liegt einsam und wunderschön. Man folgt Steinmännchen und zarten Markierungen, bevor der Weg in einr langen Hangquerung zur Siegerlandhütte führt, dem ersten Übernachtungspunkt der Tour.

Wow! Hallo Bergsee. Links hinten sieht man bereits die Siegerlandhütte. Bild: Hans Herbig.
Im späten Nachmittagslicht ist das Etappenziel erreicht.
Die Siegerlandhütte auf 2.710 m Seehöhe. Quelle: komoot.de

Von der urigen Berghütte erfolgt der Aufstieg zur Windachscharte am zweiten Tag. Man wandert und klettert durch große Felsblöcke und erreicht so den entlegensten Punkt im Windachtal. Und wieder wartet ein Bergsee auf der Rückseite - und zwar einer, der für uns persönlich zu den schönsten weit und breit zählt: Der Große Timmler Schwarzsee. Bereits beim ersten Blick verliebt man sich in ihn. Die Wege im Nahbereich seiner Ufer sind wunderschön und am besten man plant eine ausgedehnte Rast ein, an diesem einzigartigen Ort.

Im Aufstieg zur Windachscharte. Bild: Hans Herbig.
Blick von der Windachscharte zum Großen Timmler Schwarzsee. Der helle Kalk im Hintergrund nennt sich Schneeberg. Bild: Hans Herbig.
Hmmmmmm!
Am Uferweg liegen einzigartige Rastpunkte. Bild: Hans Herbig.

War man bisher in südöstlicher Richtung unterwegs, wendet sich nun die Route nach Norden. Es folgt der längere Aufstieg zur Schwarzwandscharte, dem Übergang zur Müllerhütte. Hinter dieser Scharte liegt kein Bergsee, sondern ein Gletscher. Der Übeltalferner ist einer der größten Gletscher in den Stubaier Alpen und präsentiert sich eindrucksvoll. Unterhalb der Sonklarspitze und des Hohen Eis steigt man noch etwas an, bevor eine flache Querung hinüber zur Müllerhütte begangen wird. Anseilen ist hier obligatorisch, doch technisch ist der Weg über's Eis einfach. Auch hier hängt es wie am Gaiskarferner von den Bedingungen ab, ob man Steigeisen benötigt oder nicht. Nach einer sehr abwechslungsreichen Strecke endet der Tag nach einem letzten, kleinen Aufstieg auf der Hüttenterrasse. Thomas und Heidi, die Wirtsleute, sind mit uns gut befreundet. Sie bewirtschaften diese entlegene Hütte während der Sommersaison drei Monate lang - eine herausfordernde und faszinierende Tätigkeit. Ankommen und genießen ist nun angesagt.

An der Schwarzwandscharte.
Manchmal sind für die Gletscherüberquerung Steigeisen nötig.
Geschafft!
Vorbei an einigen Gletscherspalten verlief die eben bewältigte Route (rechts oben).
Das Seil kann trocknen und sich bis morgen ausruhen.
Die Nächtigung auf der Müllerhütte ist jedes Mal ein großes Erlebnis. Abends auf der Hüttenterrasse.
Der Fluss des Gletschereises.
Blickt man aus dem Fenster, sieht man Gletscher und Dreitausender - sowie hier, den Signalgipfel des Wilden Freiger (ein Stubai7Summit).

Auf der Müllerhütte ist alles ganz speziell. Auch die Zeit am nächsten Morgen vor dem Aufbruch. Mit etwas Glück scheint einem die Sonne ins Gesicht, wenn man sich nach einem leckeren Frühstück nach draußen begibt. Vorbereitungen für die nächste Etappe werden getroffen: etwas Sonnencreme noch, den Gurt zurechtrücken, doch noch einen Kaffee trinken? Ah, Müllerriegel wollte ich noch mitnehmen,... man packt seine sieben Sachen und steigt wieder ab auf den Gletscher.

Guten Morgen Müllerhütte.
Vorbereitungen für den Gletscherübergang.
Erneut kommen die Steigeisen zum Einsatz.
Blick zum Becherhaus. Rechts unterhalb führt die Route weiter ins Ridnaun.
Im weiten Gletscherbecken, mit Blick zur Marmolada.

Nach Überquerung des Gletschers packt man die Gletscherutensilien in den Rucksack und stellt sich auf einen langen Abstieg ein. Er führt vorbei an zwei Bergseen zur Teplitzer Hütte und weiter hinab zur Grohmannhütte. Beide sind erstklassige Versorgungspunkte und lockern den Abstieg auf. Man befindet sich in Südtirol und die Speisekarte zeigt einem dies.

Am Weg vom Becher hinab Richtung Teplitzer Hütte.
Der Übergang von "hochalpin" zu "alpin".
Hansi in seiner Meisterdisziplin. Der Blick nach Süden ist weit und wer gut im Gipfelraten ist, wird hier seine Freude haben.
Ganz unten liegt das grüne Ridnaun. Hier oben ist Grün noch selten, doch mit jedem Abschnitt wird es mehr.
Blick zurück zum Übeltalferner und den ihn umrahmenden Gipfeln.
Die schön gelegene Teplitzer Hütte. Quelle: Ratschings Tourismus, Ratschings-Jaufen.
Etwas tiefer erkennt man bereits die Grohmannhütte.
Schon wesentlich weniger weit, bis hinab ins Tal.
Die kleine und äußerst liebreizende Grohmannhütte.

Von der Grohmannhütte ist es noch ein gutes Stück bis Maiern, dem Entpunkt der Etappe. Mit Gelassenheit und im passenden Schritt kann man die wunderbare Landschaft genießen. Es wird einem in diesem Abschnitt der Strecke klar, was man gerade geschafft hat - eine Mini-Alpenüberquerung, die Hochstubai-Traverse!

Der weitere Abstieg von der Grohmannhütte.

Mit dem Linienbus gelangt man nach Gossensass, und von dort mit dem Zug weiter nach Innsbruck. Irgendwo an dieser Strecke findet sich immer ein Ort, an dem ein kühles Getränk angeboten wird, auch mehrere :-)

Schön, wer noch eine Nacht in Innsbruck verbringen kann. Die Alpenstadt ist ein toller Kontrast zum Erlebten und man kann einfach nur in sie eintauchen und zufrieden sein.

Mit dem zug von Gossensass nach Innsbruck. Klimafreundlich endet diese wunderbare Reise. Quelle: oebb.at

Die Hochstubai-Traverse ist Teil unseres Sommerangebots. Sie eignet sich hervorragend für Wanderer:innen, die einmal über den alpinen Tellerrand hinausschnuppern möchten und sich eine Gletscherbegehung wünschen. An Schönheit und Abwechslungsreichtum gemessen, ist sie eine der ganz besonderen Touren in den Ostalpen.

Herzlichen Dank Hansi für deine wunderbaren Bilder.

Text & Bilder (falls nicht anders erwähnt): Matthias Knaus

Bild Verfasser

Verfasst von

Matthias Knaus

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