19. Juni 2023
Die Tour beginnt am Hauptbahnhof in Innsbruck. Mit der charmanten Stubaitalbahn (einer Tram) gelangt man im Schnuckeltempo durch die Telfer Wiesen ins Stubai. Ab Fulpmes nimmt man den Linienbus bis zur Talstation der Stubaier Gletscherbahn in Miutterberg.
Mit der Gondelbahn erreicht man in drei Etappen das Schaufeljoch. Dort oben warten einige Stufen, die den Zustieg zur Plattform "Top of Tyrol" beschreiben. Auf dieser stehend blickt man weit - zu folgenden Wegabschnitten und bis weit darüber hinaus. Über den kleinen Gaiskarferner erreicht man einen Moränenrücken und einen schönen Wanderweg, der hinab zur Hildesheimer Hütte führt. Die Hütte ist zwar kein Nächtigungspunkt im Zuge dieser Tour, doch ein Kaffee mit Apfelstrudel geht allemal, es ist ja noch Vormittag :-)
Der weitere Weg von der Hildesheimer Hütte führt zum Gamsplatzl, einem Joch unweit des markanten Gaiskogels. Immer noch auf einem Weg, jedoch mit einigem Blockwerk und im Ab und Auf (genau so!), erreicht man diesen Ort. Gewisse Trittsicherheit ist erforderlich, doch es ist eine ideale Strecke um sich an das Hochstubai zu gewöhnen. Schmelzwasser, karges Gletschergeschiebe und mineralhaltiges Gestein prägen das Bild.
Am Gamsplatzl angekommen blickt man begeistert zum nächsten Wegstück. Der türkisfarbene Triebenkarsee liegt an ihm, er liegt einsam und wunderschön. Man folgt Steinmännchen und zarten Markierungen, bevor der Weg in einr langen Hangquerung zur Siegerlandhütte führt, dem ersten Übernachtungspunkt der Tour.
Von der urigen Berghütte erfolgt der Aufstieg zur Windachscharte am zweiten Tag. Man wandert und klettert durch große Felsblöcke und erreicht so den entlegensten Punkt im Windachtal. Und wieder wartet ein Bergsee auf der Rückseite - und zwar einer, der für uns persönlich zu den schönsten weit und breit zählt: Der Große Timmler Schwarzsee. Bereits beim ersten Blick verliebt man sich in ihn. Die Wege im Nahbereich seiner Ufer sind wunderschön und am besten man plant eine ausgedehnte Rast ein, an diesem einzigartigen Ort.
War man bisher in südöstlicher Richtung unterwegs, wendet sich nun die Route nach Norden. Es folgt der längere Aufstieg zur Schwarzwandscharte, dem Übergang zur Müllerhütte. Hinter dieser Scharte liegt kein Bergsee, sondern ein Gletscher. Der Übeltalferner ist einer der größten Gletscher in den Stubaier Alpen und präsentiert sich eindrucksvoll. Unterhalb der Sonklarspitze und des Hohen Eis steigt man noch etwas an, bevor eine flache Querung hinüber zur Müllerhütte begangen wird. Anseilen ist hier obligatorisch, doch technisch ist der Weg über's Eis einfach. Auch hier hängt es wie am Gaiskarferner von den Bedingungen ab, ob man Steigeisen benötigt oder nicht. Nach einer sehr abwechslungsreichen Strecke endet der Tag nach einem letzten, kleinen Aufstieg auf der Hüttenterrasse. Thomas und Heidi, die Wirtsleute, sind mit uns gut befreundet. Sie bewirtschaften diese entlegene Hütte während der Sommersaison drei Monate lang - eine herausfordernde und faszinierende Tätigkeit. Ankommen und genießen ist nun angesagt.
Auf der Müllerhütte ist alles ganz speziell. Auch die Zeit am nächsten Morgen vor dem Aufbruch. Mit etwas Glück scheint einem die Sonne ins Gesicht, wenn man sich nach einem leckeren Frühstück nach draußen begibt. Vorbereitungen für die nächste Etappe werden getroffen: etwas Sonnencreme noch, den Gurt zurechtrücken, doch noch einen Kaffee trinken? Ah, Müllerriegel wollte ich noch mitnehmen,... man packt seine sieben Sachen und steigt wieder ab auf den Gletscher.
Nach Überquerung des Gletschers packt man die Gletscherutensilien in den Rucksack und stellt sich auf einen langen Abstieg ein. Er führt vorbei an zwei Bergseen zur Teplitzer Hütte und weiter hinab zur Grohmannhütte. Beide sind erstklassige Versorgungspunkte und lockern den Abstieg auf. Man befindet sich in Südtirol und die Speisekarte zeigt einem dies.
Von der Grohmannhütte ist es noch ein gutes Stück bis Maiern, dem Entpunkt der Etappe. Mit Gelassenheit und im passenden Schritt kann man die wunderbare Landschaft genießen. Es wird einem in diesem Abschnitt der Strecke klar, was man gerade geschafft hat - eine Mini-Alpenüberquerung, die Hochstubai-Traverse!
Mit dem Linienbus gelangt man nach Gossensass, und von dort mit dem Zug weiter nach Innsbruck. Irgendwo an dieser Strecke findet sich immer ein Ort, an dem ein kühles Getränk angeboten wird, auch mehrere :-)
Schön, wer noch eine Nacht in Innsbruck verbringen kann. Die Alpenstadt ist ein toller Kontrast zum Erlebten und man kann einfach nur in sie eintauchen und zufrieden sein.
Die Hochstubai-Traverse ist Teil unseres Sommerangebots. Sie eignet sich hervorragend für Wanderer:innen, die einmal über den alpinen Tellerrand hinausschnuppern möchten und sich eine Gletscherbegehung wünschen. An Schönheit und Abwechslungsreichtum gemessen, ist sie eine der ganz besonderen Touren in den Ostalpen.
Herzlichen Dank Hansi für deine wunderbaren Bilder.
Text & Bilder (falls nicht anders erwähnt): Matthias Knaus
Stubaier Bergführer GesbR