17. September 2023
Die Tour beginnt früh morgens an der Franz-Senn-Hütte. Spricht man vom Alpein, so ist das der letzte Talabschnitt des Oberbergtals, das von Milders über die Oberissalm bis zu den Dreitausendern um den Alpeiner Ferner reicht. Die Franz-Senn-Hütte gilt seit langem als beliebter Stützpunkt, sei es für Wanderungen, Ski- oder Bergtouren, als auch für Ausbildungszwecke. Wir starten deshalb so früh, weil die Tour lang ist und der Tag bereits kurz. Der zeitige Aufbruchs lässt einen den Beginn eines neuen Tages eindrucksvoll miterleben.
Die Wildgratscharte ist ein Übergang zwischen Alpeiner Ferner und Schwarzenbergferner. Sie ist über einen kurzen Klettersteig erreichbar. An der Scharte beginnt der Grat zur Nördlichen Schwarzenbergspitze, der Kletterei im dritten Schwierigkeitsgrad verlangt. Der Fels am Grat ist ausgezeichnet und es macht Spaß höher zu gelangen.
Von der Nördlichen Wildgratspitze gelangt man über einen Verbindungsgrat zum Schrandele. In Tourenbeschreibungen früherer Zeit wird die Strecke mit UIAA I/II und 45 min. beschrieben. Selbst bei flottem Tempo benötigen wir 1,5 Stunden und definitiv sind auch Dreierstellen zu meistern.
Im Abstieg entscheiden wir uns für die Route zum Schwarzenbergferner. Vom Grat hinab zum Gletscher ist das Gelände unangenehm. Lose Blöcke durch Permafrostveränderung machen umsichtiges Fortbewegen erforderlich. Der Schrandele Ostgrat und ein weiterer Abstieg zum Wildgratferner ist aktuell wohl die bessere Option. Über die Wildgratscharte gelangt man zurück ins Alpein und ein langer aber sehr unbeschwerter Rückweg bringt uns der Franz-Senn-Hütte näher. Im Zuge des Abstiegs fällt der Blick noch mehrmals zurück und jedesmal denkt man sich dabei, wie schön diese selten begangene Hochtour doch ist.
Unser Kunde ist übrigens seit vielen Jahren Stammgast der Franz-Senn-Hütte und es war sein großer Wunsch, die von der Hütte aus so gut sichtbare Gratlinie zu klettern.
Die Franz-Senn-Hütte ist noch bis Anfang Oktober bewirtschaftet. Wer mehr über das Alpein und seine gebirgigen Grenzen zu benachbarten Regionen erfahren möchte, dem sei diese Literatur empfohlen:
K.und L. Töchterle "Neustift im Stubaital - Heimat und Destination", Universitätsverlag Wagner 2008, ISBN 978-3-7030-0456-8
Stubaier Bergführer GesbR