Waldrasterische Lage

Waldrastische Lage

Es liegt dieser von dem Himmel gesegnete Ort in der gefürstetn Grafschaft Tyrol, nordseitigem Wipthale, und im landgerichte Steinach, fünf Stunden von der Haupt- und Residenzstadt Innsbruck entfernet, woaus der Weg über drey Berge, den Isel, Schönberg, und Waldraster hieher geht. Gegen Aufgang der Sonne liegt der k.k.Markt und das fürstlich Trautsohnsche Schloß Matray: gegen Abend ist das Thal und Hofgericht Stubay: vom Mittage erhebt der sogennante Sehrlos seinen Gipfel gleichsam über die Wolken: und gegen Mitternacht zeigt sich ein großer Hügel, das Jöchel benamset, welcher die Aussicht auf Innsbruck benimmt. Der Weg vom Stubayerischen Dorfe Mieders ist langhin ungemein gäh zum Fahren, wie dann Titl Herr Wolfgang von Purcher oberösterreichischer Hofkammerrath und Pfenningmeister sammt allen Reisegefährten, Pferden, und Wagen von Mitte desselben in die Tiefe hinabgestürzt, doch durch hieher geschöpftes Gelübd sammt allen unverletzet erhalten worden, und darum den nämlichen Weg mit fünfzehn gemauerten Kapellen auszierte, welche seine hinterlassene Witwe Frau Maximiliana gebohrene von Ettenhardt, sammt ihrem Sohne Georg, und Tochter Anna Magdalena verehelichter Kempterinn im Jahre 1662 förmlich gestiftet hat. Hingegen leitet von Seite Matray eine weit bequemere Bergstraße herauf, welche auch mit größern Kaleschen kann bezogen werden. Der Ort selbst liegt auf einem zwo Stunden hohen, rauhen, und meist winterlichen Gebirge; wie dann jenes Jahr, da er mit Schnee nicht alle Monate bedecket wird, seltsam ist. Gleichwohl bleibt die härteste Winterszeit gegen den unsäglichen Eifer der Wallfahrter zu schwach, daß diese nicht sich selbsten die Bahn mit ungemeiner Beschwerde eröffnen, und mit eben so großer Gefahr herauf dringen, um Jene innigst zu ehren, von Derer Gnadenbilde itzo zu melden die Ordnung der Zeit heischet.

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Der Ursprung von Maria Waldrast

Anno 1392 hat daß grosse weib im himel einen Engl hieher auf die Waltrasst gesandt, der hat einen holen lerchen stockh (so einen gueten Bixenschuss weit von der Kirchen gelegen) in der muetter Gottes namen dise wort gesagt: du stockh soltest der frauen im himel Bildt früchten, an balt wird da ein khirchfart aufkhomen. Nach diesem ist der Engl verschwunden, und daß Bildt ist alsbalt in stockh gewaxen, und ist erst im 1407. Jar am ostersambstag von zween schafhirtlen, der ain Peterle der andere Hänsele genent, von Miznes wahrgenomen worden. Nachdem Sie derowegen das Bildt gefunden, seindt Sie hinab zu ihren Bauren geloffen, und haben ihnen gesagt, Sie solten mit ihnen auf die Waltrasst gehn, dan Sie hetten etwas wunderbarlichs in einem stockh ersehen, welliches Sie nit getrauen anzuriern.
Chund sey gethan aller manigkleich, als wie von erst die kirchen hye auf der waltrast in den eren unsr lieben frawen erpawet und auf komen ist. Das ist also beschechn. Das ainer tzu matray ist gesessen mit namen Cristan Lusch saliger, tzu dem ist kommen ain stymm an ainer phintztag (Dienstag) nacht, als er an seinem pett lag, dye redt mit im tzu dreyn maln, und sprach: slaffestu. Da antwurt er tzu der lesten vart, und fragt: wer pistu oder was wildu? Da sprach die stymm: ich bin ein stymm. Da sprach dye stymm: du solt auffpringen ain kapelln in der eren unsr lieben frawen auf der waltrast. Da sprach er: des wil ich nit tun. Des geleichn cham dye stymm tzu der andern phintztag nacht, und redt mit im in masz als vor. Da sprach er: ich bin tzu arm dartzu. Da kam dye stymm tzu der dritten pfintztag nacht aber tzu im, und redt als vor. Also hett er der dreyer nacht chainer vor sorgen geslaffen, und sprach tzu der stymm: wie mainestus, das du nit von mir wild lassen? Da sprach dye stymm: du solt es tun. Da sprach er: ich wil sein nit tün. Da nam es in, und huebn gerathen uf, und sprach: du solt es tun, da beratt dich nur pald umb. Da gedacht er im: o ich armer man! was tatt ich, das ich recht tät? und sprach: er wolts tun, wenn er nur die recht stat west. Da sprach dye stymm: im wald ist ein gruen fleck im mosz, da leg dich nyder, und rast, so wirt dier wol chund gethan die rechte stat. Das tat er, und entslieff, und im slaff hört er tzway glöckl. Da erwacht er, und sach vor im auf dem fleck, da yetzund dye kirch stet ain frawein in weissen klaydern, und het ain kind am arm, des ward im nur ain plickh. Da gedacht er im: allmächtiger got! da ist freylich dye recht stat, und gieng auf dye stat, da er das pild gesechn het ... Da sprach er: lieber got! wie sol ichs verpringen? ich pin arm und han kain guet, da mit ich den paw verpringen mug. Da sprach dye stymm: so gee tzu frumen lewten, dye geben dir wol also vil, das du es wohl verpringst.

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(Vierte Fortsetzung jener Gutthaten, welche durch Fürbitte der seligsten Jungfrau Maria als allgemeinen Gnadenmutter zu Waldrast erhalten, angezeiget, und vom Jahre 1768 bis 1777sten Jahre den dritten Sonntag jeden Herbstmonats auf der Kanzel verkündiget worden. Innsbruck 1778)

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Anmerkung:
Der in Kursiv geschriebene Text entstammt nicht unserer Feder. Wir haben ihn bei der Recherche entdeckt, und zwar in einem 1988 erschienenen Gebietsführer über die Stubaier Alpen.

Alpenvereinsführer Stubaier Alpen
Heinrich und Walter Klier
Bergverlag Rudolf Rother, München
ISBN 3-7633-1252-8