12. August 2023
Diese Tour beginnt an einem Donnerstag Abend. Unsere Teilnehmer sind bereits seit Dienstag unterwegs und gelangten am Stubaier Höhenweg von der Innsbrucker Hütte zur Nürnberger Hütte. Für den vergletscherten Übergang zum Stubaier Gletscher, über den Wilden Freiger und das Zuckerhütl, fragten sie uns um Begleitung. Normalerweise treffen wir unsere Kund:innen bei solchen Arrangements beim Frühstück an der Nürnberger Hütte. Dieses Mal bereits früher - beim Kartenspiel am Abend vorher...
Am Morgen herrscht stahlender Sonnenschein und mit Freude über den Tag werden Brote geschmiert und Rucksäcke gepackt. Von der Hütte aus führt ein schöner Wanderweg weiter ins Tal hoch und nach einem Wegweiser des Stubaier Höhenwegs gelangt man auf die Route zur Seescharte und zum Wilden Freiger. Der Aufstieg zum Freiger von der Nürnberger Hütte ist gletscherfrei, d.h. es ist nicht zwangsläufig erforderlich, sich anzuseilen. Wir steigen höher und spüren in uns rein - bei mulmigem Gefühl wird das Seil verwendet.
Wir haben es nicht eilig, denn unser Übernachtungspunkt, die Müllerhütte, liegt unweit des Wilden Freigers. Um die Mittagszeit erreichen wir den Gipfel und sitzen dort um ausgiebig zu jausnen und die umliegenden Berge und Gletscher zu betrachten. Es ist windstill und wir entscheiden uns, über den Signalgipfel zum Becherhaus abzusteigen. Das Becherhaus ist die höchst gelegenste Berghütte der Stubaier Alpen und nicht nur aufgrund ihrer außergewöhnlichen Lage auf einem Felsgipfel (dem Becher, 3.195 m) immer einen Besuch wert.
Der Übergang zur Müllerhütte ist kurz und dauert etwa eine Dreiviertelstunde. Bei Ankunft wartet Hüttenwirt Thomas bereits mit einem Begrüßungs-Shot (selbstgemacht), und sofort fühlt man sich wohlig und willkommen. Wir sind im Zuge der Touren am Stubaier Hauptkamm relativ oft auf der Müllerhütte und stets fühlen wir uns dort sehr sehr wohl :-)
Morgens blickt man aus dem Hüttenfenster und betrachtet den heller werdenden Horizont im Osten, über den das Becherhaus ragt. Schnell wechselt die Lichtstimmung, wenn die ersten Sonnenstrahlen die Hütte erreichen. Das Frühstück um 6 Uhr ist schnell erledigt, und es geht raus, bei perfekten Bedingungen und auf den Weg Richtung Zuckerhütl. Bevor man dieses erreicht, ist der Wilde Pfaff zu überschreiten. Seinen Ostgrat im Morgenlicht zu klettern ist eine sehr feine Sache und nur zu empfehlen.
Der Wilde Pfaff ist ein hervorragender Aussichtsberg. Die Luft ist zwar etwas trüber als am Vortag, dennoch reichen die Blicke weit in alle Richtungen.
Am Wilden Pfaff stehend betrachten wir das Zuckerhütl. Es unterliegt wie viele der höheren Gipfel der Zentralalpen einem natürlichem Wandel. Die einst bis zum Gipfel vereiste Nordflanke apert stark aus und jedes Jahr, manchmal auch jede Woche, sind die Bedingungen verändert vorzufinden. Ein kurzer Abstieg, und der Pfaffensattel ist erreicht. Von ihm aus ist es nicht mehr weit, bis an die steilen Gipfelfelsen. Unser Ratschlag bei einer Besteigung des Zuckerhütls ist immer, behutsam zu steigen und Felsblöcke mit möglichst wenig Gewicht zu belasten. Die Route ist speziell aber auch faszinierend und schön.
Ohne die Verwendung der Steigeisen gelangen wir zügig über den Sulzenauferner zum Pfaffenjoch. Der Übergang zum Schaufeljoch fordert noch einmal etwas Konzentration, denn das Blockgelände am Aperen Pfaff ist steil und nicht immer fest. Der obligate letzte Anstieg zum Schaufeljoch ist immer anstrengend. Wir stellen uns bestmöglich darauf ein und erreichen zufrieden die Schaufeljochbahn am Stubaier Gletscher.
Die Tour endet mit viel Zufriedenheit. Wir waren für zwei Tage eine Seilschaft und es war schön, den Weg vom Pinnistal bis zum Stubaier Gletscher derartig zu begleiten. Es war auch schön, die Dreitausender des Hochstubai vom Tal aus zu besteigen und die Seilbahn gut akklimatisiert erst im Abstieg zu benützen. Mit dem Regiobus gelangt man wieder talauswärts, ins tiefergelegene Tal, in die hochsommerliche Hitze!
Stubaier Bergführer GesbR