8. März 2024
Vorab: Die Bedingungen an der Wilgratscharte ändern sich laufend. Ist man früher mit wenig Höhenunterschied von einer Seite auf die andere gelangt, so gilt es heute beiderseits Steilgelände zu überwinden, teilweise sogar am Seil. Anfang März 2024 erreichten wir den Übergang im Zuge einer Überschreitung und der Artikel zeigt die Bedingungen an diesem Tag. Erkundigen Sie sich vor Antritt der Tour!
Beginnen wir mit diesem Bild: Es ist abfotografiert und als Aushang auf der Amberger Hütte zu sehen. Gut erkennbar ist der rot markierte Sommerweg auf der Alpeiner Seite, der im Winter NICHT üblich ist. Über eine Schneerampe gelangt man knapp südlich der Scharte tiefer. An den Randfelsen sind Bohrhaken und teilweise sogar Ketten befestigt.
Von der Amberger Hütte geht es durch den eindrucksvollen, flachen Abschnitt der Sulze taleinwärts. Steil ragen die Berge zu beiden Seiten empor und weiter hinten im Tal kann man bereits den Sulztalferner spüren. Am Eingang zum Schwarzenbergkar ändert sich die Neigung abrupt. Über schöne, mittelsteile Hänge gelangt man in den Mittelteil des Anstiegs.
Auf knapp 3.000 m Seehöhe ist der Schwarzenbergferner erreicht. Wir seilen hier an, denn das Seil ist dabei und Gletscher ist Gletscher. In Wintersaisonen mit wenig Schnee oder bei frühwinterlichen Verhältnissen auf einzelne Spalten achten, insgesamt gutmütig. Linkerhand rückt der Schrankogel Ostgrat immer mehr ins Bild, später auch die NO-Flanke. Vor einem öffnet sich das weite Gletscherbecken des Schwarzenbergferners, das vom Schrandele im Norden abgeschlossen wird. Ein relativ einfacher Skigipfel ist der 3.327 m hohe Schrankarkogel, zwischen den beiden genannten Bergen. Rechterhand dominieren die Schwarzenberg- und Wildgratspitzen - schroffe, steile Berggestalten.
Kleiner Exkurs: Neben der Wildgratscharte ist auch das Schwarzenbergjoch als Übergang möglich. Bei viel Schnee und sicheren Bedingungen, eine gute Option. Bei wenig Schnee heikel, denn loses Gestein zu beiden Seiten der Scharte erhöht das Risiko.
Die letzten Meter zur Scharte sind felsig und steil. Bei guter Schneelage kann man eine Rinne hochstapfen. Ist diese unangenehm, gibt's links eine mit Stahlseil versicherte und markierte Route.
An der Wildgratscharte angelangt, öffnet sich der Blick ins Alpein. Der Alpeiner Ferner, Ruderhofspitze und Seespitzen sind Blickfänge. Man spürt die Steilheit der Abstiegsseite und kann schon mal spähen, ob Sicherungspunkte sichtbar werden. Der Abstieg erfolgt wie eingangs erklärt nicht über die Sommerroute, sondern etwas weiter südlich davon. Eine nach unten steiler werdende Rampe ermöglicht den Abstieg zum Alpeiner Ferner. Rechts an den Felsen sind genügend Sicherungspunkte vorhanden, nicht immer sind sie schneefrei. Bei genügend Schnee und guter Skitechnik kann abgefahren werden, bei hartem Schnee oder Vereisung ist Abseilen erforderlich. Wir verwendeten an diesem Tag eine 30m Leine, wobei die Gruppe teilweise abgeseilt wurde und der Bergführer am langen Seil folgte.
Die Ankunft auf der Franz-Senn-Hütte ist immer etwas Besonderes. Scheint die Sonne, lädt die Hüttenterrasse zum Geniessen ein - von ihr aus sieht man fast bis zur Wildgratscharte und einen Großteil der Abfahrt. Der beschriebene Abschnitt ist auch im Zuge einer Tagestour vom Stubaier Gletscher aus möglich: Wir nennen sie "Die Lange" und bieten sie bei unseren Wintertouren an.
Danke Team Fankhauser für die tolle Infrastruktur im Bereich eurer Hütte!
Stubaier Bergführer GesbR